lauter niemand - bio - prosa - lyrik - poetik
(16.03.2001)
 
Ernesto Castillo
 
 
die handvoll apotheosen
 

-: das gedicht macht weiter. überbordendes, daseinsparlando. man geht durch eine bar. man lernt ein mädchen kennen. man geht vorüber. alle die seelig gesprochenen namen. eine biografie, ein geschwätz mehr. das ewig dröhnende: ich - und keine pause in sicht. die maschine ich, das licht ich, der lärm ich, der gestank ich, der fick, die zeitungen, die geschichten, die waschbecken ich, die hand an deiner brust, das bier und die sonne...

-: das gedicht ich, lyriker, taufbeckenprofis, übersetzungsprobleme. und drunter ist drüber. kein fleisch, keine knochen, hübsch geschminkte anämie. hülle geworden, zeichensetzung. nummer, widmung, ornament...

-: das gedicht führt nirgenwo hin. es führt zu gar nichts. ein wort ist kein bild. ein bild ist kein gedicht. ein gedicht ist keine lösung. wer das nicht begreift, braucht keine gedichte...

-: das gedicht braucht keine biografie. der dichter braucht biografie, der leser braucht biografie. und schon schleicht das eine [miss]verständnis auf ewig sich ein: ah - das gedicht der kurzschluss, der moment, in dessen überschlag sich beides…

-: das gedicht braucht das gegenteil. das gedicht braucht gar nichts. "kein himmel ist, keine erde, und beider gedächtnis gelöscht bis auf den einen eschengläubigen blauspecht" weltesche, zimzum - yggdrasil bis in die zehnte sephirah, hinab und hinauf, metageebnetes, alltägliches, nichts… später dann, gesammelte spasmen, blutauswurf, eine kurze erregung nachts im park…

ps: das gedicht sieht den grund nicht, nur den wirbel im wasser, die tobenden partikel vielleicht vermag es zu bannen einen moment...