lauter niemand - bio - prosa - lyrik - poetik
09.10.2003
 
Birte Wolmeyer
 
 
Gedichte wachsen in Ausschnitten von ...
 
außen.
Gedichte sind die Plastiken, von denen man glaubt, sie seien Skulpturen.
Sie sind flüchtige, gierige Gebilde, sind die Wunderkugeln am Kiosk, mit
leuchtenden, wechselnden Farben und einem manchmal zähen Kaugummi im
Inneren, von dem man nicht weiß, ob sein Geschmack in ihm, im mahlenden Esser
oder sonstwo liegt.
Dichtung plappert, zitiert, einem Papagei ähnlich, der tatsächlich sprechen kann.
Das Geheimnis, das jeder kennt und jedes Gedicht verrät.
Dort birgt sie ihre Zeilen und bohrt sich ein.
 
 
innen.
Mir fällt ein: manchmal verharren Ausschnitte auf Monitoren in mir, senden.
Ich mische mich ein - reihe die Ausschnitte in meine Wahrnehmung.
Dort nehmen sie einen Teil des Bildes unter den Stäbchen und Zäpfchen ein.
Sie mengen sich in meinen Aktionsradius.
Manchmal laufen sie davon. Das gefällt mir.
Sie queren andere Radien und kehren ab und an zurück.
Ich beobachte sie - mag es, wenn sie durch mehrere Hände gehen.
Beim Lesen schreibe ich.