|
lauter niemand - bio - prosa - lyrik - poetik |
|
|
|
Johann König |
|
|
literaturlabor 10.06.2005 |
|
im zug |
im zug war´s zugig
er fuhr zu zügig
bei offener Tür
das merk ich mir |
|
|
Suizid oder liebernid |
|
Ein Selbstmörder steht auf der Brücke, der Brücke über den Fluss,
er ist des Lebens müde, darum macht er heute Schluss.
Schaulustig versammeln sich Menschen auf der Brücke direkt gegenüber,
sie strömen herbei, von überall her und schauen interessiert zu ihm rüber.
Die Brücke ist jetzt brechend voll, das Radio ist auch schon vor Ort.
Sie rufen und winken und glotzen, und warten auf seinen Mord.
Jetzt wird er gleich springen, man sieht es ihm an, er rückt vor und wird
immer blasser,
da plötzlich stürzt die Brücke ein und die Gaffer fallen ins Wasser.
Der Selbstmörder geht einen Schritt zurück und sieht ihnen hinterher.
Sie rufen und winken und glotzen, und treiben hinaus Richtung Meer.
Der Selbstmörder weiß nicht so recht, wohin, dann geht er verstört nach
Hause,
dort schaltet er das Radio ein und macht eine Selbstmordpause. |
|
|
Gedanken an Früher |
|
Als ich ein kleiner Junge war,
war alles einfach wunderbar:
ich saß im Sand mit einem Sieb,
und folgte meinem Forschertrieb,
ich siebte und siebte und siebte,
weil ich das Sieben so liebte.
Später dann, vielleicht mit acht,
hab ich anderes gemacht,
ich hatte Locher und Papier,
und wusste, das genügte mir:
ich lochte und lochte und lochte,
weil ich das Lochen so mochte.
Unter tausenden von Geschenken,
war auch irgendwann das Denken.
Und da lag ich - nächtelang,
und hatte diesem bösen Zwang,
ich dachte und dachte und dachte,
obwohl es mich wahnsinnig machte.
Heut versuch ich mich vom Denken
So gut wie möglich abzulenken,
Doch meistens klappt das überhaupt nicht,
und auch das Reimen fällt mir schwer.
So schwer, so schwer, so schwer, so schwer,
wenn doch das Reimen nur nicht wär.
In solchen Momenten, da denke ich:
ach wäre doch alles geblieben,
wie damals beim Lochen und Sieben. |
|
|