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lesung - programm |
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das minotaurusprojekt |
Dieses Musikpoem von Anna Staffel und Clemens Kuhnert zeigt in Lyrik und Prosa Momente des Umschlags des Gewohnten, in denen sich Personen und ihre Welt verändern. Dazu hat Anna Staffel die Elektronische Musik komponiert und eingespielt, welche die Lesung begleitet. |
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wann |
28.5.2016 um 20.00 Uhr
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wo |
ORI Lesebühne / www.ori-berlin.de |
Friedelstraße 8 |
12047 Berlin - Neukölln (U-Bahnhof Hermannplatz) |
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lesende |
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Anna Staffel°°° und Clemens Kuhnert°°° |
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elektronische musik |
Anna Staffel |
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zur lesung |
In der Mythe vom „Minotaurus“ findet der Held Theseus in das Innere des Labyrinthes in dem der Stiermensch haust. Nach dessen Tötung weist ihm der Faden der Ariadne den Weg sicher zurück. Tatsächlich geht man heute davon aus, dass dieser Geschichte im Ursprung ein Kult zugrunde liegt. So kennt das minoische Labyrinth nur einen verschlungenen Weg nach innen und wieder hinaus, manche glauben, es handelt sich um eine Tanzfigur, die auf einen Platz vorgezeichnet wurde. In allen späteren, oft auch christlichen Interpretationen, wird der Untergang einer bestehenden Ordnung beschworen, die mit Vernichtung des tötenden alten Prinzips zu neuem Wachstum führt. Das Labyrinth wird hier sowohl Bewusstseins- wie auch Weltgebäude und Minotaurus zum Bild des ungezügelten Triebes, der es aus seinem Kern heraus zu zerstören droht.
Diesen kultischen Aspekt nimmt der Inhalt der Erzählung „Florenz - Firenze“ von Anna Staffel auf und wie sie diesen mit den elektronischen Klängen ihrer Komposition inszeniert. Ihre Suche nach der richtigen Fassung des Textes glich dabei selbst dem Weg durch ein Labyrinth und die Echos der vielfältigen Versionen lässt sie hörbar werden. So stand an seinem Anfang das Gedicht „Florenz“ zu einem Bildzyklus über Martin Kippenberger. Von ihm blieb die minotaurische Gestalt eines Künstlers, dem die weibliche Hauptfigur bald zu nahe kommt. Anders als diese ist Anna Staffel dabei selbst eine Künstlerin, die als Autorin im Labyrinth der Stadt Florenz mit ihrem Text geschehen lässt, was scheinbar geschehen muss.
Die Gedichte von Clemens Kuhnert haben ganz unterschiedliche Formen solcher Existenz verändernden Momente zum Inhalt. Unterlegt von der Musik Anna Staffels ist dabei jedes ein eigenes Tanzstück mit sehr verschiedener Sprachmusik. Fährt er hier in den Tartarus des Unbewussten in einer Trance, lässt er dort die Verkörperung des Minotaurus in einer Bar auftreten, oder beschreibt er den dionysischen Zug in das Innere des Kosmos als eine vergleichbare Form der Weltveränderung. Bemerkt man bei Anna Staffel als Autorin die Künstlerin, so bemerkt man in den Gedichten Clemens Kuhnerts den Philosophen. So beginnt er die Lesung mit einer lyrischen Auseinandersetzung mit dem Tötenden und auch dies verspricht schon Überraschungen in der Abweichung vom Erwarteten.
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Hintergrundbild: Anna Staffel |
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